Das Finalprinzip

 

Es ist nicht die körperliche Beeinträchtigung an sich, wie beispielsweise eine Querschnittslähmung oder ein Hörverlust, die darüber entscheidet, ob jemand als behindert gilt, sondern der Bedarf an sozialen Unterstützungsmaßnahmen, um Benachteiligungen auszugleichen.

 

Der Fokus liegt somit nicht auf dem ursprünglichen Defekt, sondern auf dem Ziel, die Rehabilitation zu erreichen.

Diese Perspektive stellt das traditionelle Kausalitätsprinzip von Behinderung infrage.

 

Die Dienstleistungsökonomie wird grundlegend kritisiert, da institutionalisierte Hilfssysteme oft durch ihre eigene Dynamik neue Bedürfnisse schaffen und so kontraproduktiv wirken können.

 

In seiner „Theorie des kommunikativen Handelns“ (1981) beschreibt Jürgen Habermas die „Kolonialisierung der Lebenswelt durch Systemimperative“. Er argumentiert, dass Systeme aus formal organisierten Handlungsbereichen bestehen, in denen rational-funktionales Handeln dominiert.

Diese Kritik wurde sowohl von Betroffenen als auch von professionellen Helfern geäußert und führte zur Bewegung der De-Institutionalisierung.

Das „Independent Living Movement“ entstand als Reaktion auf die Abhängigkeit und Kontrolle durch Fachleute und setzt sich für einen selbstbestimmten Zugang zu Unterstützungsleistungen ein.

Dabei wird die behinderte Person als gleichberechtigter Partner in der Kommunikation angesehen und nicht als Objekt des Hilfssystems.